Nr. 10/2005 2. Juni 2005
Hessischer Denkmalschutzpreis 2005 für Ausgrabung eines Jüdischen Ritualbads in Felsberg

Wolfgang Eitel für Einsatz bei Bergung der ehemaligen Mikwe ausgezeichnet

Waldkappel / Wiesbaden – Der Abteilungsleiter für Kunst und Kultur im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Dr. Konrad Schacht und der Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Hessen, Prof. Dr. Gerd Weiß, haben heute gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Hessen, Dr. Heinz-Georg Sundermann, in Waldkappel die Gewinner des Hessischen Denkmalschutzpreises 2005 ausgezeichnet. Zu den acht Preisträgern gehören Privatpersonen, bürgerschaftliche Initiativen und die Stadt Waldkappel. Der von der Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Hessen gestiftete und mit 15.000 Euro dotierte Preis würdigt denkmalpflegerische Leistungen, die über das denkmalschutzrechtlich Gebotene hinausgehen und überregionale Bedeutung beanspruchen können.

Zu den Preisträgern gehört auch Wolfgang Eitel, der für seinen unermüdlichen persönlichen Einsatz bei der Ausgrabung eines ehemaligen jüdischen Ritualbads in Felsberg (Schwalm-Eder-Kreis) mit einer Urkunde ausgezeichnet wird. Im Herbst 2003 beabsichtigte Wolfgang Eitel in seinem Garten einen Obstbaum zu pflanzen. Der Garten befindet sich hinter seinem Haus an der Untergasse nahe der ehemaligen Stadtmauer von Felsberg. Nach kurzer Zeit stieß Wolfgang Eitel auf ein großformatiges Mauerwerk mit einem nahezu quadratischen Grundriss. Als dann nach längerem Graben einige Treppenstufen zu Tage traten, informierte er die Baudenkmalpflege und die archäologische Denkmalpflege über den Fund.

Es handelte sich um die Reste der ehemaligen Mikwe, dem jüdischen Tauchbad, das um 1820 an dieser Stelle erbaut worden war. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es abgerissen; mit dem Mauerwerk wurde das Tauchbad verfüllt. In mühevoller Arbeit hat Wolfgang Eitel das Bad vom Schutt geräumt. Das erhaltene Backsteinmauerwerk wurde gesäubert und das Bad bis zur Sohle freigelegt. Auch Treppe und Mauerwerk, das in hervorragender steinmetzmäßiger Qualität erhalten ist, wurden gereinigt.

Als Hauptpreisträger werden darüber hinaus Sandra und Dirk Enders (Kreis Limburg-Weilburg) für die vorbildliche Instandsetzung des Bahnhofs in Wilsenroth mit 5.000 Euro und einer Urkunde ausgezeichnet. Außerdem erhält der Arbeitskreis Landsynagoge Roth e.V. (Landkreis Marburg-Biedenkopf) für die Sanierung sowie seinen Einsatz für Nutzung, Erhaltung und Öffnung der ehemaligen Synagoge Weimar-Roth 4.000 Euro und eine Urkunde. Des Weiteren werden die Arbeitsgemeinschaft für Vor- und Frühgeschichte Eschwege e.V. (Werra-Meißner- Kreis) für ihr langjähriges intensives denkmalpflegerisches Engagement, Christine und Prof. Dr. Gerald Reiner (Landkreis Gießen) für die vorbildliche Instandsetzung einer Hofreite in Wettenberg sowie Ursula und Wolfgang Lonzek (Landkreis Kassel) für den sorgfältigen Umbau und die Sanierung der „Schäferscheune“ in Bad Karlshafen jeweils mit 2.000 Euro und einer Urkunde ausgezeichnet. Die übrigen zwei Preisträger werden für ihre außerordentlichen Verdienste mit Urkunden geehrt (s. Übersicht der Preisträger).

Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt den staatlichen Denkmalschutz in diesem Jahr mit 7,3 Millionen Euro. Für die Sanierung bedeutender Kunst- und Kulturdenkmäler stellt die Landesregierung darüber hinaus im mittelfristigen
Kulturinvestitionsprogramm bis zum Jahr 2008 rund 265 Millionen Euro zur Verfügung.